Sportstättennutzungsgebühr: „Ein dicker Batzen für einen Verein“

Politik will die Sportstättennutzungsgebühr für 2015. 180 000 Euro Einnahmen
Von Lutz Risse
Hohenlimburg. Die Stadt Hagen nennt es Energie- und Bewirtschaftungsumlage, frei übersetzt und für jeden verständlich: Sportstättennutzungsgebühren. Wenn es nach der Politik geht sollen sie 2015 kommen – 180 000 Euro jährlich sollen in das Stadtsäckel fließen.

Für die Hohenlimburger Sportvereine ein Schlag ins Gesicht – 2,16 Euro pro Zeitstunde für eine Einfachturnhalle, 4,32 Euro für eine Zweifachhalle oder einen Sportplatz sowie 6,48 Euro für eine Dreifachturnhalle sollen die Clubs blechen. Die Gebühren gelten allerdings nur für Seniorensport, nicht für die Jugend. Unsere Zeitung hakte bei den vier Vereinen nach, welche zurzeit die meisten Platz- und Hallenkapazitäten in Hohenlimburg einnehmen.

Ehrenamtliche Stunden
„Konkrete Zahlen weiß ich noch nicht, aber es werden etwa 4000 Euro pro Jahr sein, die wir zusätzlich berappen müssen“, sagt Stephan Willner, Vorsitzender der Handballer der HSG Hohenlimburg. Wie die HSG die aufbringen will, wissen die Verantwortlichen noch nicht. Zumal bei der Spielgemeinschaft das Problem besteht, dass sie mit TSV Germania Reh und TuS Oege zwei Trägervereine hat. „Die kann ich nicht um noch mehr Geld bitten. Da kann man nur hoffen, dass man Sponsoren findet“, so Willner. Bei der HSG spielen vier Herren- und zwei Damen-Mannschaften.

„Meine persönliche Meinung dazu? Das ist einfach eine Unverschämtheit“, so Willner weiter. Die HSG muss beim Trainings- und Spielbetrieb die Halle selbst aufschließen, saubermachen und für Ordnung sorgen. „So viele Leute bei uns leisten ehrenamtliche Stunden. Das ist ein Schlag ins Gesicht.“ Gerade jetzt läuft es bei den Handballern hervorragend, verzeichnen sie doch im Jugendbereich einen enormen Zulauf. „Vielleicht sollten wir unsere Kinder mal einen Tag im Rathaus abgeben. Sollen sich die Politiker doch mal um sie kümmern. Dann wissen die, was wir leisten“, so Willner.

Haushaltskonsolidierung
„Die Nutzungsgebühr ist schon länger ein Thema im Vorstand“, so Uwe Wolff, Vorsitzender des Badminton-Clubs Hohenlimburg. Fünf Senioren-Teams des BCH trainieren in der Wiesenstraße. Bei den etwa 50 erwachsenen Vollzahlern – und nur die wird es betreffen – wird der Mitgliedsbeitrag um drei Euro pro Monat erhöht. „Anders können wir die Kosten nicht stemmen“, sagt Uwe Wolff. Laut Kassierer Martin Buchelt wird der Etat der Badminton-Cracks dann mit 1750 Euro jährlich mehr belastet.

„Wir im Vorstand sehen angesichts der maroden und desolaten Haushaltslage der Stadt die Notwendigkeit, im Sinne der Solidarität hier Finanzmittel bei den erwachsenen Sportlern zu akquirieren“, sagt Uwe Wolff in seiner Stellungnahme. „Die drei Euro mehr im Monat vertrinkt ein Sportler meist schon nach dem Training.“ Das würde man laut Wolff verkraften können. „Bleibt nur zu hoffen, dass auch Politiker, die für den Sport tätig sind, einen Beitrag zur Haushaltskonsilidierung leisten, indem sie auf Sitzungsgelder, Fahrtkosten oder sonstige Erstattungen verzichten. Das ist bei uns Ehrenamtlichen schon seit Jahren das Prinzip.“

„Uns fehlt die Berechnungsgrundlage. Woher stammt die Zahl der 1324 erwachsenen Schwimmsportler in Hagen?“, fragt sich Karsten Menzel, 2. Vorsitzender des Hohenlimburger Schwimmvereins. Daher kann der Verein die zusätzlichen Kosten ab 2015 nur grob schätzen. Für die beiden Damen- und die Herren-Wasserballmannschaften wären es 2738 Euro pro Jahr. „Die Tendenz geht dahin, dass wir Beiträge und Eintrittspreise moderat erhöhen müssen“, sagt Menzel.

Grundsätzlich müssen, so der zweite Vorsitzende des HSV, in Zeiten knapper Kassen alle mithelfen, Geld einzusparen, auch der Sport. „Allerdings hätten wir uns als HSV gewünscht, bessere und schnellere Infos zu bekommen und mehr eingebunden gewesen zu sein. Das Problem ist nur, dass das eine grundsätzliche Entscheidung ist und wir zukünftig damit rechnen müssen, dass die Gebühren immer weiter erhöht werden.“

Für Norbert Ullrich, zweiter Vorsitzender der Fußballer vom SV Hohenlimburg 1910, ist vieles noch unklar. Zum Beispiel, ob für Freundschaftsspiele und Turniere ebenfalls die Gebühren anfallen. Außerdem sprach man bei der Stadt zunächst von 2,50 Euro Gebühren für einen Sportplatz pro Stunde, wie der CDU-Bezirksvertreter bestätigte.

Jetzt soll die Gebühr jedoch, wie eingangs erwähnt, bei 4,32 Euro liegen. Die Zehner nutzen den Natur- und den Kunstrasen im Kirchenbergstadion für den Seniorenbereich 20 Stunden im Monat. Das würde grob gerechnet etwa 3000 Euro Mehrkosten pro Jahr für den SV 1910 ergeben. „Ein dicker Batzen für einen Verein, der Sozialarbeit betreibt“, so Ullrich. Bei der Jahreshauptversammlung hat der Vorstand schon eine Beitragserhöhung angekündigt.

Hagener Fußballvereine
„Kein Mensch ist über die finanzielle Zusatzbelastung des Ehrenamtes glücklich. Man nimmt uns die Luft zum Atmen“, sagt Norbert Ullrich, der darauf hinweist, dass der SV Hohenlimburg 1910 jährlich schon eine fünfstellige Summe an Verbandsabgaben (Kreis, FLVW, westdeutscher Fußballverband, SSB, LSB) leisten muss.

„Etwas Positives sehen wir aber. Wir finden es gut, dass die Vereine, die keine Jugendarbeit Leisten, zur Kasse gebeten werden“, so Ullrich weiter. Mittlerweile betreibt ein Drittel der Hagener Fußballvereine keine Jugendarbeit. Es gäbe, so Ullrich, auch Vereine, die Sportstätten blockieren, ohne sie ausreichend zu nutzen. „Eine Blockade für Vereine, die dringend eine Sportstätte brauchen“, sagt Ullrich. „Hier wird sich auch die Spreu vom Weizen trennen.“ Übrigens – künftig darf auch kein Licht für eine Gruppe, die keine Mindestzahl von 20 Sportlern vorweisen kann, eingeschaltet werden.