„Wir versuchen, die Köpfe frei zu bekommen“

Hohenlimburg. Am 19. Dezember 2015 war die Welt der Handballer der HSG Hohenlimburg noch in Ordnung. 31:19 über Vest Recklinghausen, Hinrundenabschluss mit 14:12-Punkten – eine stolze Bilanz für den Verbandsliga-Neuling. Um so krasser der Leistungsabfall im neuen Jahr. Neun Spiele ohne jeden Punktgewinn haben die Mannschaft von Chefcoach Sascha Simec auf den vorletzten Platz befördert, es droht die Rückkehr in die Landesliga.

Wie geht die HSG mit dieser ungewohnten Situation um? Gibt es überhaupt noch Hoffnung auf eine Wende? Unseren Fragen stellte sich der sportliche Leiter Alex Filippelli. 

In der letzten Spielzeit hat die HSG 24 Siege eingefahren und nur zweimal verloren. Und die Verbandsliga-Hinserie hat gezeigt, dass man auch in der neuen Umgebung mithalten kann. Wie ist der Absturz zu erklären?

Alex Filippelli: Es sind viele kleine Dinge, die da zusammenkommen. Es fehlen in allen Bereichen ein paar Prozent. Wenn die Abwehr nicht genügend Ballgewinne verbucht, gibt es eben auch weniger Möglichkeiten, unser Tempospiel aufzuziehen. Und aus dem aufgebauten Angriff fehlt uns die Durchschlagskraft, denn wir haben keinen herausragenden Rückraumschützen. Chancen spielen wir uns trotzdem genug heraus, aber die Verwertung ist unzureichend. Die Verletzungspause von Max Heinemann, der eine überragende erste Serie gespielt hat, war äußerst schmerzhaft für uns. Als er zurückkam, steckte die Mannschaft bereits im Ergebnistief. 

Offenbar haben sich die Gegner auch besser auf die Hohenlimburger Spielweise eingestellt. Fehlt da der Plan B?

Filippelli: Natürlich ist der Überraschungseffekt ebenso dahin wie die Euphorie nach dem Aufstieg. Und je länger die Niederlagenserie anhält, desto mehr belastet das die Köpfe der Spieler, erhöht die Verunsicherung und führt zu verkrampften oder überhasteten Aktionen. 

Sie liegen einen Punkt hinter Herne bei verlorenem direkten Vergleich, müssen also zwei Zähler wettmachen. Was macht Ihnen Hoffnung, dass der Klassenerhalt noch gelingt?

Filippelli: Wir haben eine charakterlich einwandfreie und auch in der sportlichen Krise eng zusammenstehende Mannschaft und können uns auf die Unterstützung unserer Fangemeinde verlassen. Außerdem werden wir in der längeren Pause ganz intensiv und akribisch arbeiten und versuchen, die Köpfe frei zu bekommen. 

Wie beurteilen sie das Restprogramm mit Heimspielen gegen Titelanwärter Dortmund und Bergkamen sowie Auswärtsaufgaben in Westerholt und Recklinghausen?

Filippelli: Es spielt überhaupt keine Rolle, wo die Gegner in der Tabelle stehen. Wir standen ja beispielsweise in Dortmund dicht vor dem Sieg, haben gegen diese Teams in der Hinserie insgesamt vier Zähler eingefahren. Aber aktuell sind wir ohnehin in jedem Match Außenseiter. 

Was passiert, wenn es nicht zu Rang zwölf, der aktuell den direkten Verblieb sichern würde, reicht?

Filippelli: Wir haben in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung hinter uns. Da ist es ganz normal, dass die Entwicklung mal stockt. Natürlich wäre ein Abstieg ein Rückschlag, aber er wird uns nicht umwerfen. 

Was sagen Sie zu Gerüchten, es würden HSG-Spieler nach Schalksmühle wechseln?

Filippelli: Darüber mache ich mir keine Sorgen. Wenn überhaupt. kann es sich nur um Akteure handeln, die bei uns ohnehin aufhören wollten, denn von allen anderen haben wir konkrete Zusagen. 

Wie sieht es mit Verstärkungen aus?

Filippelli: Der Transfermarkt ist aktuell sehr zäh, auch Vereine, die schon Planungssicherheit haben, tun sich schwer, Neuzugänge zu bekommen. Eine Baustelle, nämlich einen Linkshänder für den Rückraum und rechten Flügel, haben wir mit dem Ex-Hagener Talent Matthias Zimny bereits geschlossen. Er ist 18 Jahre alt und will nach überstandenem Kreuzbandriss im Seniorenbereich voll angreifen. Wir schauen uns weiter um, wollen wieder einen 14er-Feldspielerkader aufbieten und einen erfahrenen Ersatz für den ja nach Hombruch wechselnden Keeper Ulf Hering verpflichten.