Ratlose HSG nach kollektivem Aussetzer
Als die Landesliga-Handballer der HSG Hohenlimburg im Spätsommer 2012 ihre ersten Minuspunkte einstecken und dem Titelfavoriten aus Sundwig-Westig zum klaren 32:23-Erfolg gratulieren mussten, taten sie dies im Gefühl, auch wegen ungünstiger Rahmenbedingungen, sprich einseitiger Schiedsrichterentscheidungen, so unter die Räder gekommen zu sein. Und die Bestätigung ihrer Stärke lieferten sie eine Woche später mit einem Heimerfolg über den bis dahin verlustpunktfreien SuS Oberaden.
In der Rückserie ergab sich gegen die beiden Topteams der Liga ein völlig anderes Bild. Da folgte der ehrenvollen ersten Heimniederlage gegen den HTV ein sportliches Offenbarungseid beim Tabellenführer. Am Römerberg zu scheitern, ist kein Beinbruch, denn diese Erfahrung mussten in dieser Saison bisher alle Gästeteams machen. Die Art und Weise aber, wie der Rangdritte mit 23:36 unterging, erreichte peinliche Züge, ließ die Hemeraner Spione sprachlos und die HSG-Fans frustriert und teilweise sogar wütend („Das war Arbeitsverweigerung“) zurück. „Ich kann mich nur bei allen Anhängern entschuldigen. Was wir hier geboten haben, war eine einzige Katastrophe“, presste HSG-Coach Oliver Landsiedel mit zusammengekniffenen Lippen hervor. Und selbst Vereinschef Stephan Willner, der bislang fast nur lobende Worte für die „Erste“ gefunden hatte, war nach dem Abpfiff stinksauer: „Mna muss sich schämen für diesen peinlichen Auftritt. So darf man sich einfach nicht abschlachten lassen.“
Warum die Hohenlimburger im Kollektiv so neben sich standen, können sie sich selbst nicht erklären. „Wir waren irgendwie alle von der Rolle“, schildert Felix Bauer, der mit einigen aus dem Stand abgefeuerten Würfen über den Kasten die Hilflosigkeit des Rückraums ebenso dokumentiert hatte wie Phillip Wittke, dem die Kugel mehrfach aus den Händen geluchst wurde. Landsiedel, der im Vorfeld noch Optimismus ausgestrahlt und eine Wiederholung des Hinspielsieges angekündigt hatte, war vor allem völlig geplättet von der zum 12:19 führenden Fünfer-Gegentorserie kurz vor der Pause, die jegliche Hoffnungen auf eine Wende zerstörte.
Weder Ball, Halle noch lange Anreise oder schlechte personelle Voraussetzungen können als Entschuldigung angeführt werden. „Wir dürfen jetzt nicht den Eindruck erwecken, die Saison sei für uns gelaufen“, hofft Landsiedel auf eine rasche Gegenreaktion. Die Gelegenheit dazu bietet sich schon am Samstag, wenn der Tabellenvierte Halingen zu Gast ist.
Bernd Großmann