Ein Handball-Tempel nach Wiener Vorbild

Hohenlimburg. Die Rundturnhalle feiert im nächsten Jahr ihr 50-jähriges bestehen: Ein halbes Jahrhundert voller Geschichte. Kurt Störing, der in diesem Jahr noch für seine 70-jährige Mitgliedschaft beim TSV Germania Reh geehrt wurde, erinnert sich: „Die erste Rundturnhalle überhaupt stand damals in Wien. Aus Hohenlimburg hatte sich eine Belegschaft auf den Weg gemacht, um sich das dort mal anzuschauen. Die Hohenlimburger Rundturnhalle war die zweite in Deutschland“, betont Störing, der gerne an die vielen Veranstaltungen in der Halle zurückdenkt, die wie eine Festung mitten in Elsey steht. „Die Halle war für uns Handballer schon eine tolle Sache, besonders wegen dem Auslauf hinter den Toren“, erzählt er.

„Es wurden viele Großveranstaltungen organisiert“, sagt Störing. Die Halle war die Heimat des TSV Germania Reh und des TuS Oege – zwei Vereine, die 1995 in der HSG Hohenlimburg aufgegangen sind. Ab Ende der 60er Jahre kamen die großen Mannschaften nach Hohenlimburg. 1969 war Sparta Prag zu Gast. „Wir sind ja auch immer zum Besuch nach Prag gefahren“, erinnert sich das Germania-Urgestein. Honvéd Budapest gab ebenso seine Visitenkarte ab, wie Stettin. „Die Halle war immer rappelvoll. Die Spieler dieser Mannschaften bekamen dafür zehn Tage Urlaub und konnten so nach Deutschland reisen. Die waren erschwinglich. Das ganze finanzierte sich über die Zuschauereinnahmen.“

Spiele gehen die Ostblock-Größen

Ein besonderer Höhepunkt wurde ebenfalls ‘69 gefeiert: das 75. Vereinsjubiläum des TSV Germania Reh. Zu diesem Anlass kam kein geringerer als der VfL Gummersbach nach Hohenlimburg. Mit dabei: Heiner Brand als Aktiver. Das Ereignis wollten sich rund 1000 Zuschauer und Freunde des Vereins nicht entgehen lassen. Erstmals platzte die Halle aus allen Nähten. „Wir hatten noch für Sitzgelegenheiten im Innenraum gesorgt“, erinnert sich Störing noch ganz genau. Den Hohenlimburgern wurde im Handball richtig was geboten. Bald aber ließ das Interesse an den Spielen gegen die Ostblock-Größen nach. „Und dann haben wir das auch sein gelassen. So wichtig waren uns die Spiele nicht. Wir wollten nicht draufzahlen. Die Leute waren satt“, sagt Störing heute.
Die Geschichte der Rundturnhalle ist geprägt von schönen Ereignissen, von Erfolgen und Jubel, aber es gibt auch Tiefen. Die Halle, in den 60ern gebaut, war mit Polychlorierten-Biphenylen belastet, kurz PCB. Das verwendete Dichtungsmaterial enthielt diesen krebserregenden Weichmacher. Das Bauwerk musste aufwändig saniert werden. Beginn der Bauarbeiten war der Februar 2005. Ein Jahr und 2,3 Mio Euro später wurde die Halle wieder eröffnet. Auch Asbest in der Dämmung der Wände und Decken sorgte immer wieder für Schließungen. „Das war schade für die Vereine, aber natürlich besonders schlimm für die Schulen“, betont Kurt Störing. „Seitdem wird die Halle aber gehegt und gepflegt und ist jetzt in optimalem Zustand. Die Vereine bemühen sich, die Halle in Schuss zu halten. Rund 400 Zuschauer gehen rein und es ist noch Raum für Erweiterungen da.“
Heute nutzen die Handballer der die HSG die Rundturnhalle, und denen wünscht Störing alles Gute. „Wir haben zwölf Jugendmannschaften, die Zuschauerresonanz stimmt auch. Ich hoffe, dass das noch ganz lange so bleibt.“