Simec-Sieben kann für zweites Wunder sorgen

Hohenlimburg. Die Handball-Herren der HSG Hohenlimburg basteln am nächsten Wunder. Ein Jahr nach der spektakulären Aufholjagd Richtung Landesliga-Titelgewinn, den sich übrigens der Vorjahres-Vize aus Halingen im direkten Duell mit Verfolger Hombruch (29:23) holte, schreiben sie ein neues Kapitel fürs Märchenbuch, können dank des ersten (!) Rückrundensieges überhaupt plötzlich aus eigener Kraft den Verbandsliga-Verbleib sichern. Das 32:22 (16:10) über den HC TuRa Bergkamen feierten die rund 200 HSG-Fans enthusiastisch und stimmten inbrünstig den Evergreen „Oh wie ist das schön“ an, dessen zweite Zeile „So was hat man lange nicht gesehen“ selten so zutreffend war.

„Volles Risiko“

„Volles Risiko“, hatte Chefcoach Sascha Simec im Vorfeld des letzten Saison-Heimspiels versprochen. Und rasch wurde deutlich, was er damit gemeint hat. Statt der üblichen 5:1- oder 3-2-1-Deckungsformation ließ er übers gesamte Feld pressen, wurden die deutlich größeren und robusteren, aber eben auch nicht so wendigen Bergkamener permanent in Zweikämpfe und Laufduelle gezwungen. „Wir wollten sie müde laufen und zu Fehlern provozieren“, lautete die Kernstrategie von Simec, der aber noch eine zweite Überraschung parat hatte. Er stellte nämlich nicht Ulf Hering oder Daniel Pavlakovik, sondern den ja nächste Saison für Hering aufrückenden Kreisliga-Keeper René Kind zwischen die Pfosten. „Den hat Bergkamen nicht auf die Rechnung, außerdem hat er eine tolle Saison in der Zweiten gespielt“, begründete Simec seinen mutigen Schritt. Und das Hohenlimburger Eigengewächs bedankte sich auf seine Weise für das Vertrauen, stemmte sich grandios den zwangsläufig oft frei vor ihm auftauchenden Werfern entgegen und wehrte zwölf der 22 Schüsse im ersten Abschnitt ab – eine Quote von über 50 Prozent, die ihm glatt die Note eins einbrachte.
Der ständigen „Rudelbildung“ bei eigenem Ballbesitz begegnete Bergkamen zunächst recht abgeklärt. Oft reichte ein kluger Pass, um eine dicke Chance zu kreieren. Aber das 2:1 sollte die einzige Führung der Gäste bleiben. Die HSG, bei der unerwartet sogar Felix Bauer (bekam vom Arzt grünes Licht und ließ sich fit spritzen) und Max Heinemann aufliefen, kam mit der Zeitstrafenflut, für die die Schiedsrichter De Stefano/Rosenkranz (Dortmund/Schwerte) sorgten, deutlich besser zurecht. Obwohl Bauer früh zum zweiten Mal auf die Bank musste, blieben die Hohenlimburger aggressiv in der Abwehr und drückten auch im Angriff aufs Tempo.

Trickwurf-Siebenmeter

Zeitstrafen für Bogdan Wittke (Torwurf nach Zeitspielpfiff) und Niklas Strohhammer direkt nach seinem 8:6 steckte der Aufsteiger ebenso ungerührt weg wie Heinemanns vergebenem Trickwurf-Siebenmeter, machte vielmehr aus dem 6:6 bis zur 25. Minute, nachdem Kind mit gehaltenem Siebenmeter erste Ovationen erhielt und seinen Kasten für lange Zeit vernagelte, ein sensationell anmutendes 13:6. „Endlich hatten wir mal einen richtigen Lauf“, strahlte Simec.
Die große Frage in Durchgang zwei war, ob sich die HSG übernommen hatte. Bislang gab es ja in jedem Rückrundenmatch eine länger anhaltende und die Niederlage besiegelnde Schwächephase. Die Antwort war ein klares Nein. Natürlich gab es Fehlwürfe und missratene Pässe, aber in dieser Kategorie mischten die frustrierten Bergkamener munter mit.
Längst hatte Trainer Thomas Rycharski eine kleinere Aufstellung gewählt und selbst eine offensive Abwehrformation verordnet, aber außer Mittelmann Schöße kam keiner seiner Spieler wirklich zurecht. Nach 40 Minuten stand es 20:11, nach 46 Minuten besorgte dem im zweiten Abschnitt seine ganze Schnelligkeit und Dynamik ausspielende Bauer in Unterzahl das 24:14, schmerzte die strittige Rote Karte für den starken Philipp Wittke (45.) nicht wirklich. Die Nachricht von Hernes Heimniederlage ließ die Hausherren alle Müdigkeit vergessen, sie blieben konzentriert und machten durch Bogdan Wittke (wieder in Unterzahl) zum 30:20 die „30“ voll. Der letzte Treffer blieb dem Linksaußen Tom Maschin, der sein bestes Spiel im HSG-Dress machte, vorbehalten. „Jetzt ordern wir zwei Busse und sorgen in Recklinghausen für ein Heimspiel“, kommentierte der glückselige Vorsitzender Stephan Willner.

HSG Hohenlimburg – TuRa Bergkamen 32:22

 HSG: Kind, Pavlakovik, Hering; Köck, Maschin (5), P. Wittke (4), Heinemann (5/3), Bauer (4), B. Wittke (3), Hollatz (4), Strohhammer (2), Pallasch (2), Geisler (2).