Ellermann: „Fans sind ein wichtiger Rückhalt“

Interview der Woche mit Torhüterin Janine Ellermann von der HSG Hohenlimburg

Von Fabian Sommer
Hohenlimburg. Janine Ellermann war in dieser Saison ein wichtiger Rückhalt für das verletzungsanfällige Team der HSG Hohenlimburg, welches trotz aller Rückschläge auf dem dritten Tabellenplatz der Landesliga ins Ziel kam. Die 24-jährige Torfrau, die schon seit Kindesbeinen bei den HSG-Handballerinnen zwischen den Pfosten steht, erlebte während der Jugend von 2006 bis 2009 eine Episode außerhalb Hohenlimburgs, nämlich bei Borussia Dortmund. Nach der letzten A-Jugend-Spielzeit wechselte Ellermann aber ins heimische Hohenlimburg zurück, obwohl ihr in Aussicht gestellt wurde, bald Bundesliga-Luft zu schnuppern. Im Interview mit dieser Zeitung spricht die Lehramtsstudentin der evangelischen Theologie und Englisch über die Zeit beim BVB, die Rückkehr nach Hohenlimburg und ihre Zukunftswünsche.

Frage: Janine, wie verlief für Sie der Wechsel von der „kleinen“ HSG zur großen Borussia aus Dortmund?
Janine Ellermann: Wir haben ­damals mit der HSG gegen Dortmund um die Südwestfalenmeisterschaft gespielt, wobei ich denen wohl aufgefallen bin. Eine ehemalige Mitspielerin aus Hohenlimburg hat mich ebenfalls ins Gespräch ­gebracht. Als die Trainerin auf mich zukam, ging alles sehr schnell.

Was war das Besondere am BVB?
Definitiv die Spiele um die Deutsche Meisterschaft, sowie die highlightreichen Auswärtsfahrten dorthin. Es gab sogar einen Fanclub, der mit uns gereist ist, um uns zu unterstützen. Dazu kommt, dass ich in Dortmund direkt gut integriert und toll aufgenommen wurde.

Was waren denn die größten Unterschiede zur Arbeit bei der HSG?
Zu der Zeit waren wir bei der HSG schon eine gute Truppe, aber beim BVB war alles noch mal deutlich leistungsbezogener. Mit dem BVB sind wir damals Dritter bei der Deutschen Meisterschaft geworden. Darüber hinaus haben wir als BVB-Handballer allerdings wenig vom Ruhm der Fußball-Profis abbekommen (schmunzelt).

Gab es trotz der leistungsbezogenen Arbeit Parallelen zur HSG?
Im Grunde war vieles gleich, wie etwa der Spaß am Handball, der Ehrgeiz und die Freundschaften. Dennoch war es leistungsbezogener und zukunftsorientierter.

Trotzdem sind Sie 2009 zu ihrem Heimatverein zurückgekehrt und stehen immer noch zwischen den Pfosten. Was fasziniert Sie an dem Verein?
Ich bin hier groß geworden, meine Mutter hat hier schon gespielt. Die alten Freunde, mit denen ich damals viel Spaß hatte und Erfolge gefeiert habe, spielten immer noch bei der HSG. Darüber hinaus ist es von meinem Elternhaus nur einen Katzensprung zur Halle. Das ist nicht mit dem Aufwand zu vergleichen, falls ich mich im Dortmunder Profibereich versucht hätte.

Wollten Sie damals den Sprung wagen?
Der leider bereits verstorbene Gustl Wilke wollte, dass ich es im Bundesliga-Team versuche. Aber das Abitur ging zu der Zeit vor. Überhaupt war in der Jugend der Handball sehr dominant in meinem Leben. Nebenher habe ich auch in der Westfalen- bzw. auch der Westdeutschen Auswahlmannschaft gespielt, welche am Wochenende mit Lehrgängen verbunden waren. Ich wollte meinen Fokus wegen der hohen Zeitintensität dann auf andere Dinge legen.

Würden Sie den Verein noch einmal wechseln?
So wie es momentan aussieht, eher nicht. Aber man soll ja niemals nie sagen. Ich bin da eher von der bequemen Sorte und arbeite nach dem Minimalprinzip.

Ihre Mitspielerin Nina Hillebrecht äußerte sich neulich in einem Interview sehr lobend über das Hohenlimburger Publikum. Ist das für Sie ebenfalls ein wichtiger Aspekt?
Ich kann mich Nina da nur anschließen. Das Publikum ist definitiv ein Faktor bei der HSG. Die Fans sind ein wichtiger Rückhalt, auf den ich auch in der kommenden Saison zähle. Hoffentlich erscheinen sie wieder zahlreich.

Für was können Sie sich abseits des Handballs begeistern ?
Neben meinem Studium arbeite ich im Café Real in Hohenlimburg, einem Jugendzentrum der AWO. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen macht mir sehr viel Spaß, das ist schon mal eine gute Vorbereitung auf mein späteres Leben als Lehrer.

Da Sie gerne mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten, käme da der Job als Handball-Trainerin für Sie in Frage?
Da fehlt mir die Kompetenz (lacht). Das Tor ist mein Revier, den Rest überlasse ich den anderen.

Wie sehen Ihre Zukunftswünsche aus ? Möchten Sie weiterhin für die HSG aktiv sein?
Mein Wunsch Nummer eins ist es, gesund zu bleiben. Wenn meine Knochen das mitmachen, würde ich gerne noch länger spielen, auch wenn ich arbeite. Aber irgendwann ist auch mal gut, da man sich im Alter schneller verletzt. Allerdings sind Torhüter ja potenziell länger aktiv, da wir nicht so viel Prügel erhalten wie die auf dem Feld.