HSG-Rückraum enttäuscht auf ganzer Linie

Handball: Mit dem 29:25-Sieg über Hohenlimburg macht Halingen großen Schritt Richtung Verbandsliga
Von Bernd Großmann

Hohenlimburg. Es war eigentlich alles gerichtet für ein rauschendes Handballfest aus Sicht der HSG Hohenlimburg. Über 200 mitgereiste Fans hatten schon die Reserve in Halingen zum überraschenden Punktgewinn getrieben und im Gipfeltreffen der Handball-Landesliga mit Trommeln und Schlachtgesängen für Heimspielatmosphäre gesorgt.

Auch die Statistik (zwölf Siege in Serie, bestes Auswärtsteam der Liga) und optimale Besetzung sprachen dafür, dass die HSG auch im vierten Anlauf seit dem Landesliga-Aufstieg beim TV Westfalia Halingen gewinnen würde. Dummerweise machte die Mannschaft nicht mit, enttäuschte der Rückraum auf der ganzen Linie, kam der neue Spitzenreiter, obwohl er zwei Rote Karten verkraften musste, souverän zum 29:25 (18:13)-Erfolg und machte damit einen Riesenschritt Richtung Verbandsliga.

15 Minuten lang zeigten die Hohenlimburger, wie man in der Mehrzweckhalle bestehen kann. Aggressive Abwehr, konstruktive, schnelle Kombinationen, dazu ein wenig Glück bei gegnerischen Pfostenwürfen und drei Paraden von Keeper Ulf Hering – das waren die Zutaten zu einer schmackhaften „Vorspeise“. Bis zum 7:6 legte der Gast jeweils vor, musste allerdings in gleicher Regelmäßigkeit den Ausgleich hinnehmen. Dass danach Halingen zum 8:7 kam, schien kein Problem, doch wurde damit schon die endgültige Wende eingeleitet. Die extrem selbstbewussten und äußerst konzentriert agierenden Grün-Weißen packten nämlich ihre beiden „Geheimwaffen“ aus, die schon den Hinspielsieg herausgeholt hatten. Dennis Bichmann und der clever manchmal über die Angriffsmitte Druck ausübende Halblinke Robert Ammelt trafen plötzlich, wie sie wollten, erzielten bis zum Seitenwechsel zwölf Tore und bekamen nach dem 15:10 zudem Unterstützung durch Routinier Felix Zenka. Die HSG-Deckung wirkte hilflos angesichts der Wucht und Durchsetzungskraft der „schrecklichen Zwei“ und war offensiv nicht in der Lage, sein durchaus gefälliges Tempospiel konsequent in präzise Abschlüsse umzusetzen, kam wegen der hohen Halinger Abschlussqualität auch nicht zu einfachen Kontertoren.

Rede- und Handlungsbedarf

Zur Pause stand es 18:13, bestand also Rede- und Handlungsbedarf für HSG-Trainer Sascha Simec, der sich von vorneherein einige personelle Optionen (für die Flügel Peter Chwalek und Faruk Brahimi, dazu hatten er sich selbst und sogar der 46-jährige Carsten Fege warm gemacht) offen gehalten hatte. Simec räumte zwar ein: „Es juckte mir schon in den Fingern“, verzichtete aber doch auf aktives Eingreifen und brachte letztlich nur, als die Niederlage längst feststand, Rechtsaußen und Co-Trainer Brahimi, der binnen vier Minuten mehr Tore aus dem Feld erzielte als alle Rückraumkollegen. Womit wir beim Hauptproblem des Abends wären, nämlich dem kollektiven Versagen der Spielgestalter. Enttäuschend vor allem das Auftreten der beiden Halb linken. Seit dem 4:5 durch Dario Goebels gab es trotz etlicher Versuche von der „Königsposition“ keinen einzigen Treffer, entpuppte sich Patrick Arlt als „Nullnummer.“

Besser organisierte Abwehr

Auch die beiden Wittke-Brüder konnten sich kaum in Szene setzen, rannten sich in der von Zenka bestens organisierten Abwehr immer wieder fest. Dabei schien die HSG den Schlüssel zur Wende gefunden zu haben, als binnen drei Minuten mit einem Gegenstoß-Dreierpack auf 19:16 verkürzt wurde. Zudem kassierte Dennis Bichmann schon in der 35. Minute nach grobem Foul an Goebels die Rote Karte. Halingen wirkte dadurch aber eher beflügelt als geschockt, zog auf 23:16 davon und ließ sich auch durch den zweiten Feldverweis für Kreisläufer Konstantin Jurek, der Philipp Wittke ausgehebelt hatte, nicht mehr vom Erfolgsweg abbringen. Zenka und Linksaußen Sören Selle machten zum 29:22 den Sack zu und ließen die TVH-Anhänger in Glückseligkeit schwelgen, während sich die frustrierten Gäste noch zwei Zeitstrafen wegen Reklamierens einfingen, am Ende aber fair gratulierten. „Man sieht, dass Halingen schon weitaus länger in dieser Formation zusammenspielt und einfach reifer wirkte. Wir müssen uns jetzt hinten anstellen, wollen aber da sein, falls der TVH nachlassen sollte“, lautete das nüchterne Fazit von Sascha Simec, der sich seine Enttäuschung kaum anmerken ließ.