Vereine warnen vor Hallengebühren

Rat stimmt im November ab. Sportler sehen vor allem Jugendarbeit gefährdet
Von Michael Schuh
Hohenlimburg. Den Novembersitzungen des Hagener Rates blicken die Verantwortlichen vieler Hohenlimburger Sportvereine mit Bangen entgegen. Im Rahmen des Sparpakets sollen die Politiker dann über eine Nutzungsgebühr für Sportstätten entscheiden. Wird der Vorschlag von Kämmerer Christoph Gerbersmann angenommen, müssten die Vereine ab 2015 für die Nutzung einer Einfachturnhalle vier Euro, für eine Dreifachsportstätte wie die Rundturnhalle gar zwölf Euro bezahlen. Pro Stunde, versteht sich.HSG am stärksten betroffenAm stärksten davon betroffen wären in Hohenlimburg die Handballer der HSG, die derzeit fünf Senioren- und zwölf Jugend-Mannschaften ins Rennen schicken. Da täglich mehrere dieser 17 Teams sowohl in der Rundturnhalle als auch an der Wiesenstraße trainieren und die Wochenenden teilweise komplett im Zeichen des Handballsports stehen, kämen auf die HSG wohl zusätzliche Kosten im fünfstelligen Eurobereich zu. „Und die“, sagt der HSG-Vorsitzende Stephan Willner, „könnten wir unmöglich stemmen.“

Verbandsabgaben, Pass- und Schiedsrichtergebühren, Trikots, Trainingsmittel… – Willners Liste der laufenden HSG-Kosten ist lang. „Sollte es tatsächlich Gebühren für die Sportstätten geben, müssten wir unsere Mitgliedsbeiträge deutlich erhöhen, ja vielleicht sogar verdoppeln“, ist sich der Vorsitzende sicher. „Und das kann man nun wirklich niemandem verkaufen.“

Besonders ärgert Willner, dass der Jugendarbeit mit einer Hallengebühr zusätzliche Steine in den Weg gelegt würden: „Wir holen Kinder und Jugendliche von der Straße, allein bei der HSG sind fast 200 Nachwuchshandballer aktiv.“ Wenig Verständnis zeigt der Handball-Chef außerdem dafür, dass nur Hallensportler und Schwimmer zur Kasse gebeten werden sollen: „Schließlich kosten auch Sportplätze eine Menge Geld, zumal es dort noch Platzwärte gibt.“

Kämmerer Gerbersmann bestätigt, dass von den Einsparungsplänen der Gemeindeprüfungsanstalt NRW, über die nun ein weiteres Mal im Rat der Stadt abgestimmt werden muss, tatsächlich nur Sporthallen betroffen seien: „Die haben schließlich höhere Betriebskosten.“ Möglichen Vorschlägen aus der Politik, auch andere Sportvereine miteinzubeziehen, würde er sich allerdings nicht verschließen. Für absolut notwendig erachtet Gerbersmann die Gebühren für Schwimmvereine, zu denen wohl auch die DLRG-Ortsgruppen zählen. „Denn für jede Trainingseinheit eines Vereinsschwimmers zahlt die Stadt aus ihrem Haushalt an Hagenbad – 2,24 Euro pro Kind, 3,43 Euro pro Erwachsenen.“

Kaum lösbare ProblemeWeitere Zusatzkosten würden auch die Ringer des KSV Hohenlimburg vor kaum lösbare Probleme stellen, glaubt deren Geschäftsführer Uwe Behrendt: „Wir kämpfen ja schon ohne sie dafür, dass am Ende eines Jahres die schwarze Null steht.“ Dafür verzichten die Ringer sogar auf ihre Aufwandsentschädigungen – und das in der 2. Bundesliga. Behrendt sieht die Jugendarbeit im Falle steigender Kosten ebenfalls gefährdet: „Wir leisten ja eine Form von Sozialarbeit. Fällt die weg, müsste die Stadt Geld in andere Projekte stecken.“ Und nicht zuletzt habe Hagen ja schon viel gespart, seitdem die Hallen in die Schlüsselgewalt der Vereine übergegangen seien.

Ins gleiche Horn hatte unlängst Hagens Stadtsportbund-Chef Dietmar Thieser gestoßen: Schlüsselgewalt und Nutzungsgebühren in einer Stadt – das gebe es nicht flächendeckend. Dieser Aussage widerspricht Kämmerer Gerbersmann allerdings. Auf seine Nachfrage bei Amtskollegen hätten 27 Kommunen reagiert: „16 von ihnen verfügen über eine Sportstättennutzungsgebühr und haben die Sportanlagen ganz oder zumindest teilweise in Schlüsselgewalt übergeben.“

Doch nicht nur Handballer, Ringer und Schwimmer müssten künftig tief in die Tasche greifen – gleiches gilt auch für Tischtennisspieler, Judoka, Basketballer oder Badmintonspieler. So hat man beim TV Hohenlimburg 1871 errechnet, dass eine Nutzungsgebühr die Kasse mit fast 3000 Euro jährlich belasten würde. Und das nur für Einheiten, die nicht in der vereinseigenen Halle stattfinden. Deren Unterhaltung kostet übrigens ebenfalls eine Menge Geld.